
Kaltplasma zur Behandlung von VAP-Patienten
Vielversprechende Ergebnisse einer Studie zur Behandlung der ventilatorassoziierten Pneumonie (VAP) stellte Mitte März die Viromed Medical AG (Pinneberg) vor. Das Unternehmen hat eine Therapie entwickelt, die kaltes Atmosphärendruckplasma nutzt, um bei invasiv mechanisch beatmeten Patienten Bakterien in den oberen und unteren Atemwegen, einschließlich der schwer zu erreichenden unteren Alveolen innerhalb kürzester Zeit zu zerstören.
Das Medizintechnikunternehmen Viromed Medical AG in Pinneberg hat sich auf den Einsatz von Kaltplasmatechnologie in der Raumluftentkeimung, Wundheilung und Intensivmedizin spezialisiert. Nun gab das seit 2022 börsennotierte Unternehmen vielversprechende Ergebnisse einer Studie zur Behandlung der ventilatorassoziierten Pneumonie (VAP) bekannt, an der schätzungsweise 10 bis 13 Prozent invasiv mechanisch beatmeter Patienten versterben. Der Grund: Eine Infektion der Lunge durch Krankenhauskeime. Sie tritt bei 23 bis 36 Prozent der Patienten auf, die mindestens 48 Stunden lang auf diese Weise beatmet werden.
Wirksam in Sekunden statt Tagen
Die Studie unter Leitung von Prof. Hortense Slevogt, Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), konnte zeigen, dass die Behandlung mit Viromeds Therapie PulmoPlas® Bakterien in den oberen und unteren Atemwegen, einschließlich der schwer zu erreichenden unteren Alveolen, innerhalb von 30 bis 90 (bei MRSA-Bakterien) Sekunden komplett zerstört. Das Verfahren zeichnet sich durch eine hoch wirksame Verträglichkeit aus, ohne jegliche schädigende Wirkung auf die Atemwegsepithelien (bronchial und alveolär).
Antibiotika dagegen brauchen mehrere Stunden bis Tage, um an den Infektionsherd zu kommen, und verlieren aufgrund des steigenden Problems multiresistenter Keime zunehmend an Wirksamkeit. Der Einsatz von Kaltplasma gegen VAP hätte damit das Potential, Infektionen zu reduzieren, Heilungsprozesse zu beschleunigen und den Einsatz von Antibiotika zu verringern
Die Mitte März veröffentlichten positiven Ergebnisse zur sicheren Anwendung von PulmoPlas® werden nun mit einem zweiten Verfahren validiert.
Im Frühsommer 2025 sollen die detaillierten Ergebnisse der klinischen Studie vorgestellt werden. Auf Basis dieser Daten wird Viromed Medical einen Antrag auf Sonderzulassung des Medizinprodukts durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stellen.
Unternehmensvorstand Uwe Perbandt erklärte, dass die Ergebnisse der klinischen Studie die Erwartungen im Hinblick auf Sicherheit und Effektivität bei weitem übertroffen hätten. „Alle Krankenhäuser mit Intensivstationen können von dem Potential unseres innovativen Verfahrens profitieren, um Leben zu retten und Liegezeiten erheblich zu verkürzen.“ Viromed werde mit Nachdruck daran arbeiten, Krankenhäusern PulmoPlas® zur Verfügung zu stellen.
Bereits seit 2022 untersucht die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) in Kooperation mit der Viromed Medical AG an Modellen der Atemwegsmukosa das Sicherheitsprofil des Einsatzes von Kaltplasma bei bakteriellen Infektionen der Atemwege. Im Fokus steht insbesondere das Potential von Kaltplasma, Bakterien abzutöten, die die VAP hervorrufen.